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Reaktivierung der Photovoltaikindustrie: Ein Roundtable der AHK Spanien zur Energiesouveränität

22.09.2022

Unter dem Titel "Powering up the European Solar Industry: Die Herausforderung der Energiesouveränität" veranstaltete die Deutsche Handelskammer für Spanien ihren dritten und letzten Energy4Europe-Rundtisch – eine Diskussionsreihe, mit der sich die Institution auf ihr VI. Deutsch-spanisches Unternehmerforum am 26. Oktober in Barcelona vorbereitet, welches unter dem Themenschwerpunkt Energie4Europe stattfindet. An der Veranstaltung nahmen Žygimantas Vaičiūnas, Policy Director des European Solar Manufacturing Council (ESMC), Verena Batschkus, Executive Partner von Agere Energy & Infrastructure Partners, José Donoso, CEO des Spanischen Photovoltaik-Verbands (UNEF - Unión Española Fotovoltaica), und Ernesto Macías, CEO von Solarwatt Spanien, teil.

Die Veranstaltung diente als Rahmen für die Präsentation der German-Spanish Solar Initiative (GSSI), einer Initiative, bei der die AHK Spanien gemeinsam mit der VDMA und deren Fachabteilung Photovoltaik Produktionsmittel ein Projekt zur Reaktivierung der europäischen Solarindustrie leitet. Dieses beinhaltet alle Stufen der Wertschöpfungskette, von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zum Recycling. Die Initiative, die von einem Cluster spanisch-deutscher Unternehmen unterstützt wird und offen für die Aufnahme weiterer interessierter Mitglieder ist, will Synergien schaffen, die zur Autonomie und Sicherheit Europas in der Energiewende beitragen und die strategische Abhängigkeit von Ländern wie Russland und China minimieren.

Der Rundtisch wurde mit einem Impulsvortrag von Žygimantas Vaičiūnas, dem politischen Direktor des European Solar Manufacturing Council (ESMC) eingeleitet, der eine detaillierte Analyse der aktuellen Situation der europäischen Photovoltaikindustrie gab. "Trotz des Green Deal, zunehmender PV-Anlagen, steigender Energiepreise, geopolitischer Herausforderungen und des Strebens der EU nach Energieunabhängigkeit weisen wir immer noch eine sehr geringe PV-Produktionskapazität auf. Wenn keine geeigneten Maßnahmen zur Reaktivierung der PV-Industrie in der EU ergriffen werden, könnte das derzeitige PV-Handelsdefizit von 7,9 Mrd. EUR auf 15-20 Mrd. EUR pro Jahr ansteigen", prognostizierte Vaičiūnas.

Nach Angaben des Leiters des ESMC fixiert die von der EU-Kommission am 18. Mai vorgestellte European Solar Energy Strategy das Ziel, die Photovoltaikkapazität bis 2025 zu verdoppeln und bis 2030 600 GW (740 GWdc) zu installieren. In der bereits beschlossenen Strategie wird außerdem vorgeschlagen, die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern aller gewerblichen und öffentlichen Gebäude ab 2026 und auf neuen Wohngebäuden ab 2029 verbindlich vorzuschreiben. Um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovation der europäischen PV-Industrie langfristig zu sichern, so Vaičiūnas, hat der European Solar Manufacturing Council (ESMC) in Zusammenarbeit mit den Partnern der Europäischen Solarinitiative am 20. Mai ein IPCEI Projekt für Photovoltaik-Energie gestartet, an dem sich bereits sechs Mitgliedstaaten, darunter Spanien, aktiv beteiligen.

Im Anschluss an den Vortrag von Žygimantas Vaičiūnas diskutierten verschiedene Experten aus dem Energiesektor unter der Moderation des Hauptgeschäftsführers der AHK Spanien, Walther von Plettenberg, über ihre jeweiligen Sichtweisen auf dem Weg zur europäischen Energiesouveränität.

Verena Batschkus, Executive Partner von Agere Energy & Infrastructure Partners, betonte die Notwendigkeit, an politischen Ansätzen zu arbeiten, Bildung und soziales Bewusstsein zu entwickeln und die Großindustrie davon zu überzeugen, sich an dieser Wiederbelebung der europäischen Photovoltaikindustrie zu beteiligen. "In Europa verfügen wir über eine große Innovationsfähigkeit, aber wir brauchen politische Unterstützung und Anerkennung: Eine Photovoltaik-Industrie ist kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit", betonte sie.

José Donoso, CEO des Spanischen Photovoltaik-Verbands (UNEF), unterstrich ebenfalls die entscheidende Rolle der Photovoltaik-Industrie als wirtschaftlichste und sinnvollste Art, die Energiewende umzusetzen. Donoso wies auf die Bedeutung aktueller Ereignisse hin: "Noch vor wenigen Jahren gab es keine Dystopien in Europa, aber die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben uns die Augen geöffnet und die starke Energieabhängigkeit vom Ausland aufgezeigt". Dieser neue Impuls für die europäische Photovoltaikindustrie als ein Pfeiler der Energieautonomie ist laut Donoso eine "einmalige Gelegenheit", die sich derzeit durch die Fonds der Next Generation bietet: "Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, indem wir eine gute Grundlage schaffen und beträchtliche Investitionen in F+E+I tätigen, um uns der asiatischen Konkurrenz zu stellen". In diesem Zusammenhang wies er als wichtigste Wettbewerbsvorteile gegenüber China auf die Verfügbarkeit von günstigen Energiepreisen (Sonnenstunden und verfügbares Bauland) und Mittel für Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation hin. "Die Herausforderung für Europa besteht nicht nur darin, Photovoltaik-Energie zu erzeugen, sondern auch, dies auf wettbewerbsfähige Weise zu tun", so Danoso.

Ernesto Macías, CEO von Solarwatt Spanien, vertrat die Ansicht, dass die derzeitigen Subventionen für die Installation von Photovoltaikmodulen mit einer größeren Unterstützung für die Industrie einhergehen sollten, um einen gesunden Markt aufzubauen. Macías sprach sich auch für die Festlegung spezifischer Bedingungen bei öffentlichen Ausschreibungen aus, die zur Förderung der Entwicklung der nationalen Photovoltaikindustrie beitragen würden. "Es geht nicht nur darum, alleinig die Photovoltaikindustrie zu unterstützen, sondern die europäische Industrie als Ganzes", so der Solarwatt-Manager.

Alle Fotos der Veranstaltung finden Sie hier (*Flickr)